Nick Mavridis 12.03.2025 4,5 / 5
Der Freqport FreqInOut FO1 ist tatsächlich eine neue Gerätegattung: Es stellt DAWs Hardware-Insertpunkte für die Einbindung analoger Effekte zur Verfügung. Die Ansteuerung erfolgt per Plug-in.
Ok: Hardware-I/O ist Hardware-I/O, prinzipiell geht so etwas auch mit einem handelsüblichen Audio-Interface und Insert-Plug-ins wie dem „External Audio Effect“ in Ableton Live oder „Pipeline“ in Presonus Studio One. Dass es aber ein spezielles Hardware-Interface gibt, welches als Insert-Send-Return zusätzlich zum eigentlichen Audio-Interface betrieben wird, das ist neu.

Wer wird denn gleich ausflippen?
Das FreqInOut (sprich: „freakin’ out“) ist das neueste Produkt von Freqport. Das Unternehmen Freqport Pty. Ltd. ist in Victoria, Australien ansässig, ein weiteres Büro ist in Kopenhagen, Dänemark. Die Hardware allerdings wird in China hergestellt – eine Information, die ich weder auf dem Gerät selbst, der Verpackung noch auf der Webseite finden konnte, die aber der Vertrieb in Deutschland auf Anfrage bereitgestellt hat.

FreqInOut-Hardware hat ein Display
Steht ein Freqport FreqInOut F01 auf dem Tisch, sieht man eigentlich nur die glänzende Frontplatte mit Lüftungsschlitzen und Logo auf der rechten Seite. Bei Betrieb leuchtet ganz links noch eine LED. Ein Display gibt es nicht. Doch, Moment: auf der Rückseite! Das kleine OLED dort zeigt allerdings nur ein paar Grundlageninformationen an, etwa eine Geräte-ID. Der Anschluss eines externen Netzteils ist explizit optional, weil das FO1 über USB-C nicht nur den Datenverkehr regelt, sondern darüber auch seine Spannungsversorgung erhält.


Vier analoge Anschlüsse
Um externe Geräte einzubinden, gibt es vier Anschlussbuchsen im TRS-Format. Vier Eingänge, vier Ausgänge. Im Studio ist XLR die meist bessere Lösung, allerdings werden sicher viele User Geräte anschließen wollen, die sowieso auf Klinkenanschluss basieren. Das geht also vollkommen in Ordnung. Etwas Kenntnis von Anschlussformaten sollte man besitzen, wenn unsymmetrische Geräte an den Freqport FreqInOut FO1 angeschlossen werden sollen.
…

FO1 ist kaskadierbar. Ein bisschen.
Vier Wege und Kanäle sind zu wenig? Es sind zwei Units kaskadierbar, womit acht I/Os möglich sind. Das ist dann aber leider schon das Ende der Fahnenstange. Vielleicht gibt es irgendwann ja ein 19“-Gerät mit vielen I/Os. Das würde auch darüber hinwegtrösten, dass es nicht einmal ein Rackmount-Kit für den Freqport FreqInOut FO1 gibt.
Was ist das Freqport FreqInOut FO1 nicht?
USB, analoge Ein- und Ausgänge: Ist das FO1 nicht einfach ein Audio-Interface? Explizit: nein. Allerdings erscheint es auf dem Testrechner unter den Inputs und Outputs. Zur Not lässt es sich natürlich als I/O nutzen, allerdings ohne jegliche Elemente, die man heute von so gut wie allen Interfaces gewohnt ist – darunter unter anderem Output-Level und Headphone-Outs.
Steuerung per Plug-in-Fenster
Genutzt wird Freqports Hardware-ISR per Plug-in (VST, AU, AAX) aus einer DAW. Die Oberfläche ist simpel, weil es der Funktionsumfang ebenfalls ist. In den globalen Settings werden zunächst Namen (also: Gerätenamen) vergeben, zudem, ob es ein Mono- oder Stereoprozessor ist. Im Fenster darunter wird ausgewählt, welchen der analogen I/Os man an der Stelle im Channel der DAW nutzen will. Natürlich lassen sich mehrere Instanzen in unterschiedlichen Channels öffnen, ein Hardware-I/O aber nur einmal nutzen.
Es gibt ein paar schlaue Besonderheiten: so lassen sich Bearbeitungsketten erstellen, beispielsweise sowohl mit einem EQ als auch mit einem Kompressor. Es macht schließlich einen Unterschied, in welcher Reihenfolge die beiden verwendet werden. Der Clou: Im Freqport FreqInOut FO1 geschieht dies dank einer Matrix auf analoger Ebene, es wird also nur einmal gewandelt. Weiterer Pluspunkt: Stereobearbeitung erfolgt bei Bedarf im M/S-Modus. Allerdings wäre es hier ein Leichtes gewesen, schon im Plug-in weitere Bearbeitungen anzubieten.
Kann das weg? Also irgendwo hinten ins Rack?
Bevor der eigentliche Test des Freqport FreqInOut FO1 startet, kann ich feststellen, dass das Gerät ordentlich verarbeitet ist. Aber viel zu erzählen gibt es dazu natürlich nicht. Weil es kein frontseitiges Display und keine Bedienelemente gibt, die Statusanzeige nicht notwendig für den Betrieb ist und das Gerät weder auffallend schön ist, ist ein Platz auf dem Producer-Desk oder dergleichen gar nicht notwendig: Also ab auf die Rückseite ins Rack damit, vielleicht mit Klett oder Kabelbindern irgendwo fixiert.

Bedienung sehr einfach
Die Installation der Freqport-Software ist ein Kinderspiel, ebenso die Initialkonfiguration und die Nutzung im Projekt. Konfigurationen lassen sich in der Hardware speichern und abrufen. Das ist praktisch, wenn man den FreqInOut einmal woandershin mitnehmen will.
Wirklich simpel ist auch die Nutzung der Fotofunktion:
- Foto der Hardware mit Smartphone machen
- im Plug-in auf Foto-Icon gehen
- mit dem Smartphone QR Code scannen
- Browser öffnet sich
- aktuelles Foto hochladen
- Foto erscheint sofort im Plug-in und kann dort beschnitten werden

Latenzkompensation
Der wesentliche Vorteil des FreqInOut-Systems ist, dass das Plug-in die Hardware kennt und dementsprechend die tatsächliche Verzögerung durch die dortigen Wandlungsvorgänge an die DAW melden kann. Dank Latenzkompensation ist damit beim Bypassen des Plug-In-Fensters die Synchronisation voll gewährleistet.

Der generelle Soundverlust durch die zweimalige Wandlung ist dank moderner Wandlertechnik so gut wie unerheblich.
Umgewöhnung für In-the-Boxler
Wer bislang vor allem In-the-Box gearbeitet hat und sich für die Nutzung des FreqInOut entscheidet, wird sich selbstredend dahingehend umgewöhnen müssen, dass die Einbindung von Hardware bedeutet, dass immer in Echtzeit gerendert werden muss. Außerdem ist es dann nicht mehr möglich, mal eben ein neues Projekt aufzurufen, wenn die Hardware unterschiedlich eingestellt sein sollte.
Für wen eignet sich Freqport FreqInOut?
Wer ein, zwei wenige Outboardprozessoren hat, wird sich sicher über deren angenehme Einbindung freuen. Vor allem über die kleinen Extras wie die Fotofunktion. Besonders sinnvoll erscheint die Anschaffung, wenn man bislang mit einem Audio-Interface mit wenigen I/Os gearbeitet hat. Denn das kann weiterhin verwendet werden.
Ich finde folgende Einsatzgebiete spannend:
- Einzelsignalbearbeitung mit externen Prozessoren, zum Beispiel EQs, Kompressoren, Channel Strips
- Einbinden von Masterprozessoren wie SSL Fusion oder RND MBC in der Summe.
- einfaches Reamping im Kanalzug (erfordert Preamp vor dem Input des F01!) oder Nutzung von Gitarreneffektgeräten als DAW-Effekte
Test des Freqport FreqInOut FO1: Fazit
“Du denkst immer, dass alles schon verfügbar ist. Und ich muss zugeben: Als der Freqport FreqInOut FO1 zum ersten Mal angekündigt wurde, runzelte ich die Stirn und dachte kurz bei mir: „Brauche ich das wirklich?“, aber jetzt bin ich vom Konzept und seiner Umsetzung überzeugt. Besonders diejenigen, die eine überschaubare Anzahl an Outboards haben und keinen Überfluss an I/Os besitzen, werden das FreqInOut als ein spannendes System empfinden. Aber da ist noch mehr: die Latenzkompensation und analoge Matrix, die Nutzung von Plug-ins, Foto-Optionen und MS-Matrix sind klare Vorteile gegenüber herkömmlichen Hardware-I/Os.”

- Hardware-ISR-System
- 4 x TRS In, 4 x TRS Out
- USB-C, zwei Units kaskadierbar
- Steuerung über Plug-in (VST, AU, AAX)
- analoge Matrix zur Veränderung der Effektreihenfolge auf analoger Ebene
- hergestellt in: China
- Webseite: freqport.com
- Preis: € 589,– (Straßenpreis am 12.3.2025)
